piwik no script img

Fußballprofi Jann-Fiete ArpNeuanfang in Dänemark

Einst sollte er die Sehnsüchte enttäuschter HSV-Fans stillen, hatte bei Holstein Kiel „die besten Jahre seiner Karriere“ und wechselt nun nach Odense.

„Die besten Jahre“: Jann-Fiete Arp im Trikot von Holstein Kiel Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg taz | Alexander Zorniger hat es schon einmal hinbekommen. Als der Fußballtrainer 2016 ziemlich überraschend nach Dänemark zu Bröndby IF gewechselt war, scharte er ab der Saison 2017/18 eine Gruppe deutscher Spieler im besten Alter um sich, die anderswo gescheitert oder übersehen worden waren: Hany Mukhtar, Benedikt Röcker, Anthony Jung, Besar Halimi. Zornigers Elf verspielte die dänische Meisterschaft so knapp wie dramatisch; holte immerhin 2018 den dänischen Pokal. Der Lieblingsklub der meisten Dänen war wieder auf der Landkarte.

Zwei Dinge reizten Zorniger damals; einen Traditionsverein aufzuwecken – und das mit Spielern, deren Potenzial er in der mittleren Schaffensperiode wieder wachküssen wollte – wobei „küssen“ in der Metaphorik des „harten Hundes“ Zorniger das falsche Bild ist.

Diese Vorrede mag Fiete Arps auf den ersten Blick kuriosen Wechsel zu Odense BK erklären, wo er ab dem 1. Juli einen Dreijahresvertrag unterzeichnet hat – mit Alexander Zorniger als Coach.

Der legitime Nachfolger Uwe Seelers im Fußball-Nirgendwo auf der Insel Fünen? Das Problem an Fietes Arps Karriere ist und war, dass er für die wenigsten Zuschreibungen etwas konnte. Er sollte vielmehr Sehnsüchte enttäuschter HSV-Fans stillen, die sich in den damals als „mies“ betrachteten Zehner-Jahren endlich wieder etwas zum Freuen wünschten. Und das war doch dieser 17-Jährige, der 2017 aus dem Nachwuchsleistungszentrum kam und oben, in der Bundesliga, Tore unter Trainer Markus Gisdol schoss.

Karriereknick beim FC Bayern

Viel zu schnell und viel zu wild ging es dann bergauf. Die Schlagzeilen überschlugen sich, die Bayern holten Arp – und sorgten für den heftigsten Karriereknick, als dieser ganz normale Kerl aus Bad Segeberg mit verdrehtem Kopf und dickem Konto nicht mal mehr in deren zweiter Mannschaft antreten durfte.

Der Wechsel 2021 zu Holstein Kiel wirkte wie Balsam auf manche Wunde. Näher an den Eltern, umweht von norddeutscher Luft, biss sich Arp in diese Aufgabe. Allerdings ohne wirklich zu überzeugen. Im Abstiegsjahr war er nur noch Einwechselspieler, am Ende auch das nur selten. Das war unbefriedigend – aber Fiete Arp ist keiner, der öffentlich motzt. Ihm fiel eher ein, sich bei guten Freunden wie Timo Becker, Lewis Holtby oder Marvin Schulz zu bedanken, die er bei Holstein gefunden hatte. Die vier Kieler Jahre seien die besten seiner Laufbahn, sagt Fiete Arp, der eigentlich Jann-Fiete heißt.

Das sagt natürlich auch etwas über den Standort Kiel, verglichen mit Hamburg und München. Einen festen Platz in der neuen Zweitliga-Mannschaft konnten ihm Trainer Marcel Rapp und Sportchef Olaf Rebbe dennoch nicht garantieren – auch wenn er schnell, mutig und torgefährlich geblieben ist. Nur nicht mehr höchsten Ansprüchen genügend.

Nun, mit 25 Jahren immer noch im besten Alter, versucht er sein Glück nach Vertragsauflösung in Kiel nördlich der Grenze beim traditionsreichen Aufsteiger aus Odense. Durchgeschüttelt von den Wogen des Auf und Abs seiner Karriere, wird er bei „OB“ sicher eine andere Rolle einnehmen als zuletzt; und doch wird es Erwartungen an ihn geben als einst größtes deutsches Talent.

Alexander Zorniger wird das sicher gut makeln können. Die Aufgeregtheiten und die Aufmerksamkeit rund um einen dänischen Superliga-Klub sind deutlich geringer als das aus der Bundesliga Gewohnte. Auch das wird ihm Zorniger sagen – der zudem über die Bezahlung und die Lebensqualität im kleinen Königreich in seinen Jahren von 2016 bis 2019 nie zu klagen hatte. Frank Heike

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!